Der neue Kellermeister stellt sich vor

7 Frage - 7 Antworten

1. Wie würdest du dich in drei Worten beschreiben?
Thomas Scarizuola: Zielstrebig, bodenständig, gesellig.

2. Was trinkst du, wenn du keinen Wein trinkst?
Thomas Scarizuola: Das passiert selten, aber wenn, dann trinke ich gerne mal ein Bier, vor allem während der Weinlese. Da braucht es ab und zu ein Feierabendbier.

3. Der beste Geruch?
Ein gutes selbstgekochtes Essen.

4. Welches Talent hast du außer dem Weinmachen?
Ich spiele Waldhorn in der Musikkapelle.

5. Eines deiner schönsten Erlebnisse?
Die Besteigung vom höchsten Berg Südtirols, dem Ortler.

6. Wohin würdest du morgen verreisen?
Nach Sizilien.

7. Wein kann...?
Menschen zusammenbringen, Genuss bereiten, Freude machen und Erinnerungen wecken.

Karriere: Du bist ein recht junger Kellermeister (Jahrgang 1989). Bitte schildere uns kurz deinen beruflichen Werdegang.

Thomas Scarizuola: Ich stamme aus einer Landwirtsfamilie. Mein Großvater und mein Vater waren Wein- und Obstbauern und so bin ich schon früh mit dem Thema Weinbau in Berührung gekommen. Bereits als Kind durfte ich meinem Großvater bei der Herstellung seines Hausweins, einem Vernatsch, helfen. Nach der Matura an der Landwirtschaftlichen Fachoberschule in Auer habe ich Weinbau und Önologie in San Michele und Geisenheim studiert. Während des Studiums verschlug es mich für ein Praktikum nach Sizilien ins Weingut Donnafugata, danach folgten meine ersten beruflichen Stationen in der Kellerei Tramin und im Weingut Manincor. Eigentlich wollte ich anschließend nach Kalifornien gehen, doch dann kam 2013 das Angebot der Kellerei Kaltern dazwischen, wo ich bis März 2023 als 2.  Kellermeister tätig war. Heute bin ich 1. Kellermeister - eine Rolle, die mich mit Stolz und Freude erfüllt.

Kellerphilosophie: Wie stellst du dir deine Weine vor und wird man deine Handschrift herausschmecken?

Thomas Scarizuola: Grundsätzlich unterscheidet sich das Geschmacksprofil unserer Weine durch unsere drei Linien Quintessenz, Selektion und Klassik. Aber natürlich ist das Wichtigste, dass ein Wein gerne getrunken wird, dass er einen schönen Trinkfluss hat und Spaß macht. Ich persönlich mag keine Weine, die zu breit sind, die einen überwältigen und bei denen man nach dem ersten Glas nicht mehr weitertrinken kann. Ich trinke lieber elegante Weine, die saftig oder mineralisch-salzig sind. Und so sehe ich auch unsere Weine. Da trinkt man gerne ein zweites Glas. Und das gilt für alle unsere Qualitätsstufen. Mir geht es weniger um meine eigene Handschrift oder darum, mich über unsere Weine zu profilieren. Man soll nicht den Kellermeister schmecken, sondern unsere Weinberge und Spitzenlagen, das Terroir, das wir mit viel Leidenschaft und Expertise für jeden einzelnen Wein herausarbeiten. Die territoriale Identität eines Weines, unsere Werte und natürlich das Lebensgefühl am Kalterer See - all das wollen wir in die Flasche bringen. Wir haben ein Sortiment hervorragender Weine, die stets ihre Herkunft verkörpern. Als 1. Kellermeister sehe ich meine Aufgabe darin, das Beste aus unseren Lagen herauszuholen und immer hochwertigere Weine zu schaffen.

Priorität: Wie wichtig ist der Weinberg für den Keller?

Thomas Scarizuola: Der Weinberg ist das Wichtigste und das spiegelt sich auch in der täglichen Arbeit wider. Im Keller arbeiten wir immer ziemlich konstant nach der gleichen Vorgehensweise. Aber in unseren Weinbergen gibt es Lagen, aus denen Jahr für Jahr stärkere Weine hervorgehen als aus anderen. Und das liegt vor allem am Weinbau. Im Weinberg entscheidet sich also die Qualität, und die hängt von ganz eindeutigen Faktoren ab: von der Bodenbeschaffenheit, vom Klima, von der Winzerbravour, also davon, wie die einzelnen Winzerinnen und Winzer ihre Weinberge bewirtschaften, wie sie das Wachstum der Reben steuern und wie sie die Trauben behandeln. Unsere Aufgabe im Keller ist es, uns bestmöglich zu organisieren, um die Spitzenlagen separat auszubauen und ihren Charakter treffend herauszuarbeiten. Zum Glück haben wir ausschließlich gute und sehr gute Lagen mit entsprechend hochwertigem Traubenmaterial, aus dem wir dann fantastische Weine keltern dürfen. Dabei steuern wir im Keller ein wenig die Richtung und Entwicklung der Weine, geben ihnen die Zeit, die sie brauchen und begleiten ihre Entstehung. Und genau das ist für mich das Tolle an meinem Beruf als Kellermeister: mitzuerleben, wie sich die Weine im Keller entfalten und dann zu überlegen, wie wir sie zusammenstellen. Das begeistert mich. Faszinierend ist zum Beispiel, dass man bei guten Chargen schon am ersten Tag der Gärung merkt, dass diese etwas Besonderes ist.

Teamgeist: Wer zählt zu deinem engsten Team?

Thomas Scarizuola: Ein Betrieb ist nur erfolgreich, wenn alle gut zusammenarbeiten. Wir verlieren als Team und wir gewinnen als Team. Deshalb ist jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter ein wertvoller Teil der Kellerei und ein wichtiger Faktor für unseren Erfolg. Im Keller ist meine wichtigste Ansprechpartnerin die neue 2. Kellermeisterin Maria Endrizzi. Mit ihr arbeite ich seit 2016 zusammen, wir sind ein eingespieltes Team. Sie ist jung und ehrgeizig und hat die Position der 2. Kellermeisterin übernommen. Eine absolut wertvolle Unterstützung für mich. Ebenso wichtig ist Simon Ebner, der Verantwortliche für den Weinbau. Wir arbeiten zwar erst seit Frühjahr 2023 zusammen, aber was uns schon jetzt verbindet, ist unsere Überzeugung und Leidenschaft für konsequenten Qualitätsweinbau. Beide wollen wir - gemeinsam mit unseren Mitgliedern - das Beste aus den Lagen herausholen und neue Lagen identifizieren, die das Potenzial haben, Spitzenlagen zu werden. Lagen also, bei denen Bewirtschaftung, Boden und Ausrichtung perfekt zusammenpassen und die in Zukunft optimale Ergebnisse liefern können. Simon ist ein ähnlicher Typ wie ich: ruhig, aber zielstrebig, er weiß, was er will. Es macht Spaß, mit ihm zu arbeiten. Wir sprechen uns täglich ab und ich versuche, so viel Zeit wie möglich mit ihm im Weinberg zu verbringen.

Großfamilie: Wie ist dein Kontakt zu den Genossenschaftsmitgliedern?

Thomas Scarizuola: Die Mitglieder kennen mich und ich kenne sie - schließlich bin ich schon viele Jahre bei der Kellerei Kaltern. Im Laufe des Jahres gibt es immer wieder große Versammlungen zu der immer alle Mitglieder eingeladen werden. Hier werden wichtige Projekte und aktuelle Themen vorgestellt und besprochen, wie z.B. Neuerungen im Pflanzenschutz, neue Verfahren und Jahresziele.

Klimawandel: Wie geht die Kellerei Kaltern damit um, welche Maßnahmen ergreift ihr in Weinberg und Keller?

Thomas Scarizuola: Wir beobachten die ersten Auswirkungen des Klimawandels bereits seit zehn Jahren. Der Weinbau in Südtirol verlagert sich generell in höhere Lagen - bis auf 1.000 Meter Meereshöhe. In den tieferen Lagen haben wir unsere Arbeitsweise angepasst: Es wird weniger entblättert, die Trauben werden dadurch mehr beschattet, damit sie nicht zu viel der Sonne ausgesetzt sind. Teilweise haben wir auch einige Sorten in höhere Lagen gebracht. Besonders hitzeempfindlich ist zum Beispiel der Blauburgunder - er wird nun vermehrt in höher gelegenen Weinbergen kultiviert, um die Frische und Eleganz zu bewahren, die er braucht. Bei den schweren Rotweinen hingegen kommt uns der Klimawandel eher zugute. Diese Rotweine lieben die Wärme und haben sich in den letzten Jahren hervorragend entwickelt, da sie unter den neuen klimatischen Bedingungen optimal reifen können. Bei den Weißweinen hingegen hat sich der Lesezeitpunkt in den vergangenen Jahren südtirolweit verschoben. Durch eine frühere Lese gelingt es uns, Frische und Säure zu erhalten und in die Flasche zu bringen.


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